ab 10.00 Uhr Foyer: Vinyl-Brunch 1 Single gegen 1 Kaffee

Für jede mitgebrachte Skurrilität mit 45 Umdrehungen wird ein heißer Kaffee über die Bar gereicht. Entblößt Eure Plattensammlung, erntet Koffein, Zucker und Komplimente!

   
11.00 Uhr

Martin Conrads: Die Öffentlichkeit der Off-Hörspiele
Über Rezeption und Distribution in der freien Hörspielszene

  Hörfunkprogramme, Hörspielveranstaltungen, Medienkunstfestivals ließen es bereits durchscheinen: für das frei produzierte Hörspiel wächst das Bedürfnis, die eigene Festplatte mit anderen Medien, Räumen und Kontexten zu verknüpfen. Die freien Hörspielmacher suchen neue Allianzen – Bildende Kunst, freie Radios, Hörspielsalons. Entwickelt sich da ein neuer Hörspielquadrant in Eigenregie? Oder geht es nur um das, was bei der etablierten Distribution "special interest" genannt wird? Welche Möglichkeiten gibt es, Autorenproduktionen außerhalb des Radios zu veröffentlichen, wo erfährt man etwas über die alternativen Labels und wie funktioniert der Vertrieb? Und um welche Inhalte geht es eigentlich? Diesen und anderen Fragen, die sich daraus ergeben, soll anhand ausgewählter Beispiele aus den PLOPP!-Wettbewerben nachgegangen werden.
   
12.30 Uhr Gruppe LIGNA
Das Radio geht auf die Strasse.
Über interventionistische Radiopraxis

Übung in nichtbestimmungsgemäßem Verhalten
Video-/Radio-Installation über das Ligna-Radio-Ballett im Hbf. Leipzig

  Als Orson Welles am 30. Oktober 1938 mit seinem Hörspiel "Krieg der Welten" in New York eine Massenflucht der Bevölkerung verursachte, wollte er seine Hörer mit einer spannenden Geschichte über die Invasion der Marsmenschen unterhalten, nichts weiter. Keinesfalls wollte er die von Bertolt Brecht beklagte "Folgenlosigkeit" des Rundfunks aufheben. Aber seither ist klar, dass durch das Radio das Bewusstsein der Hörer massiv beinflusst und verändert werden kann, und dass der Massenflucht auf der einen Seite der massenhafte Zulauf auf der anderen entspricht, den zum Beispiel die Nationalsozialisten mithilfe des Radios bewirkten. Muss der Rundfunk, wie Brecht postulierte, von einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat umgewandelt werden, um politisch wirksam zu werden? Was kann mit "Zerstreuung" erreicht werden und was mit – "Versammlung". Dieser spannenden Frage geht die Gruppe LIGNA mit ihrer Aktion "Radio-Ballett" nach, einer Performance, die zuletzt (am 22.6.2003) im Hauptbahnhof Leipzig Furore machte mit der "Übung in nichtbestimmungsgemässem Verhalten".

Die freie Radiogruppe LIGNA , gegründet 1995, besteht aus den Medientheoretikern und Radiokünstlern Ole Frahm, Michael Hueners und Torsten Michaelsen, die im Freien Sender Kombinat (FSK) Hamburg arbeiten, einem nichtkommerziellen, lokalen Radio. Ausserdem arbeitet die Gruppe LIGNA an der akustischen Veränderung von Räumen, z.B.für das Thalia-Theater-Sommerfest. Seit 1999 untersucht LIGNA in verschiedenen Shows und Performances die Bedeutung der Zerstreuung im Radio.

   
  Radio-Ballett-Leipzig
   
14.00 Uhr Asmus Tietchens: Syntaktische Unfälle – Semantische Soforthilfe Arbeitserfahrungen eines freien Audio-Art-Produzenten

  Anhand einiger kurzer Sprechstücke, basierend auf Texten des Philosophen E.M.Cioran, geht Asmus Tietchens der Frage nach, inwieweit eine technische Textverstümmelung für oder gegen den Text interveniert und ab wann rein aesthetische, vom gesprochenen Wort losgelöste Maßnahmen das Basismaterial zu einem musikalischen Artefakt werden lassen. "Ich möchte demonstrieren, dass durch die planvolle Störung der Syntax eines Textgefüges eine neue semantische Qualität erreicht werden kann." (Asmus Tietchens)
Diese Arbeitsweise hat eine lange Tradition, die tief in der Geschichte der Audio-Art verwurzelt ist und von William Burroughs bis zu Luc Ferrari und Heiner Goebbels reicht.
   
15.00 Uhr Fünf Jahre PLOPP! – Ein Blick zurück und nach vorn
Podiumsdiskussion mit Hermann Bohlen, Walter Filz und Antje Vowinckel.
Leitung: Frank Kaspar

  "Kommt und seid dreckig!", hieß es. Und: "Her mit dem Schluckauf!" Der PLOPP!-Wettbewerb für freie Hörspielmacher versprach alljährlich das große Kontrastprogramm am Ende der Woche des Hörspiels. "PLOPP! Ist eine redaktions- und toningenieurfreie Zone!" Das war nicht nur ein Versprechen an die Bewerber. Auch die Juroren und das Publikum erhofften sich einen irgendwie wilden und eigensinnigen Sound, der einem nach fünf Tagen öffentlich-rechtlichen Wohlklangs die Ohren durchpusten würde. Aber ist die vielbeschworene "freie Hörspielszene" wirklich mehr als eine Utopie unfreier Radiomacher? Wollen die Hörspielbastler, die nach einer romantischen Vorstellung in Wohnzimmerstudios unter aufgespannten Wolldecken produzieren, tatsächlich das ganz Andere? Oder wollen sie am Ende nicht einfach – ins Radio? Nach fünf Jahren PLOPP! schauen wir zurück: Was verraten die Wettbewerbs-Stücke der letzten Jahre über die Konturen der "freien Szene", was über die blinden Flecken und Sehnsüchte des Radios? Und wir schauen nach vorn: Welche Impulse für die Hörspielkunst könnten von den unabhängigen Produzenten ausgehen? Drei ehemalige PLOPP!-Juroren, sämtlich freie Hörspielmacher, die seit Jahren für’s Radio arbeiten, machen sich ein Bild.
   
18.00 Uhr Studio: PLOPP! der Wettbewerb Hörspielpremieren.
Vorauswahl und Präsentation: Ina Kleine-Wiskott
Publikumspreis: jede(r) Anwesende hat Stimmrecht

  Hörspiele entstehen auch außerhalb der Rundfunkanstalten. In Wohnzimmern, Kellern, Heimstudios, Journalisten- und Labelbüros, Galerien und Theatern. Die Szene der Enthusiasten, die ihre Hörspiele teils amateurhaft, teils hochprofessionell produzieren, wächst ständig. Plopp ist das Forum dieser Szene und im Mittelpunkt steht der Wettbewerb, an dem alle Hörspielmacher teilnehmen können, die im eigenen Auftrag arbeiten und eine unveröffentlichte Produktion einreichen. Die Anzahl der Einreichungen hat sich von 95 (2000) auf 178 (2003) gesteigert. Nach Hermann Bohlen, Walter Filz, Antje Vowinckel und Felix Kubin wird in diesem Jahr Ina Kleine-Wiskott die Auswahl für den Wettbewerb zusammenstellen. Das Publikum wählt daraus den Gewinner des PLOPP!-Award.
   
22.00 Uhr Studio: Verleihung PLOPP! Award 2004

  anschl. Foyer: Party und Konzert mit der Band Hotel Ost und Schallplattenauflegerkollektiv Volkstanzkomitee, Polka, 7/8, Klezmer, Gypsy, Jazz, handgemachter Drum&Bass, Bartok und Filmtracks ertönen im Schleudergang, zuweilen auch relaxed. Ausgelöst wird dies durch kollektiv-eigensinnige Musiker/innen an Akkordeon, Klarinette, Violine, Kontrabass, Tuba und Schlagzeug. Über allem strahlt der Stern des Ostens, wo auch immer man die Grenze zu diesem auf der Landkarte ziehen mag. www.hotelost.de

Das Schallplattenauflegerkollektiv Volkstanzkomitee setzt Diamantennadeln auf wilde Folklorescheiben von den Karpaten bis zur Karibik. www.volkstanzkomitee.de