( (   (  w o c h e   d e s   h ö r s p i e l s  )   ) )  #14
AKADEMIE DER KÜNSTE 12.11.-17.11.2000
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Flametti oder: Vom Dandysmus der Armen
von Hugo Ball

mit Michael Lucke, Josef Bierbichler, Gabriele Köstler u.a.

Bearbeitung: Michael Farin
Komposition: Klaus Buhlert
Regie: Klaus Buhlert
Produktion: BR 1999
61'05

Im Mai 1915 emigrierte Hugo Ball mit Emmy Hennings, seiner späteren Frau, in die neutrale Schweiz. Er arbeitete für das Varieté Maxim als Klavierspieler und Texter des 'Flamingo'-Ensembles. Aus diesem beiden Namen leitet sich der Romantitel ab. Ball schildert im Roman seine Erlebnisse vom Oktober bis Dezember 1915, die überschaubare Welt der Seiltänzer, Gummi- und Schlangenmenschen, der Ausbrecher und Gaukler, aber auch seine Beschäftigung mit dem Anarchismus. Hinter der Soubrette Laura und dem Pianisten Meyer verbergen sich Emmy Hennings und Hugo Ball. Je verdrießlicher und mißmutiger Meyer auf die verfahrene Situation des Ensembles reagiert, desto gelöster und verbindlicher erscheint Flametti, der Prinzipal des Varietés, "ein Artist von reinstem Wasser". Für Ball verkörpert Flametti ein Modell unbürgerlicher und natürlicher Individualität, er steht für Wildheit, Erotik und Kreativität. Eine starke Persönlichkeit, die aus einem verschlungenen Lebensweg entsteht: "Im Dreck muß man gewesen sein, um Artist zu werden".
"Man hätte meinen können, er gehört zu diesen Leuten", schreibt seine Frau Emmy Ball-Hennings über diese Zeit, "zu den Schlangenmenschen und Zauberkünstlern. Zu den Jongleuren und Seiltänzern. Zu den Bajazzos und den Feuerschluckern. Zu den Bärenkämpfern und Entfesselungskünstlern." Es war ein Rückzug in eine antibürgerliche Welt, der zugleich einen Ausbruch aus der Enge einer Gesellschaftsordnung darstellte, die gerade im 1. Weltkrieg sich zugrunde richtete. Ball schuf sich ein Reich der Illusionen, ein Indianerland - um wenig später eine der wichtigsten Kunstrichtungen dieses Jahrhunderts zu initiieren: Dada.